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JESUS von NAZARET

Jüdisches Lexikon

JESUS von NAZARET

(Außensicht)

genannt CHRISTUS (griechisch Übersetzung von «Messias» = «der Gesalbte»), von der Christenheit als Stifter ihrer Religion und als göttlicher Heiland verehrt. Jesus ist die griechische Form des Namens Jeschua einer Nebenform von Jehoschua. Jesus war in Nazaret, einem Städtchen in Galiläa, als Sohn eines Zimmermanns Josef und der Maria (Mirjam) geb. Das Geburtsjahr ist un­sicher, wahrscheinlich aber fünf bis sieben Jahre vor den Beginn der christlichen Zeitrechnung zu setzen; nach Mk. 6, 3 war auch Jesus Zimmer­mann. Über seine Jugend, überhaupt über sein Leben vor seinem öffentlichen Auftreten, ist nichts geschichtlich Zuverlässiges bekannt. Seine Bildung war ausschließlich jüdische, wie er auch lediglich in den Vorstellungskreisen seines Volkes ge­lebt hat; eigentliche Schriftgelehrsamkeit, die damals in Galiläa weniger heimisch war, scheint Jesus nicht besessen zu haben. Dagegen hatte er sich mit lebendigem religiösem Empfinden und reinem Herzen in die heilige Überlieferung seines Volkes versenkt und im Hinblick auf den Druck unter dem römischen Joch, das besonders auf den unteren Schichten lastete, die Weissagungen der Prophe­ten über die messianische Endzeit mit warmem Gefühl in sich aufgenommen. Wie viele andere damals glaubte auch er, dass die messianische Heilszeit mit ihrem Offenbarwerden des Gottes­reiches auf Erden nahe bevorstehe, und gleich seinem Vorläufer, Johannes dem Täufer, der ihn im Jordan getauft hatte, verkündete auch er das Evangelium (gute Botschaft, frohe Botschaft; vgl. Jes. 52, 7 und II. Sam. 18, 27): «Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe». Ihn dauerten die breiten Massen des Volkes, sie vor allem wollte er durch die Predigt von der Buße sittlich heben und des messiani­schen Reiches würdig machen. Dem Vorwurf, dass er mit Sündern und Zöllnern umgehe, begegnete er zartsinnig mit den Worten: «Nicht die Starken bedürfen des Arztes, sondern die Kranken» (Mat. 9, 12). Bei seiner Bußverkün­digung dachte er jedoch nur an sein eigenes Volk. Seinen Aposteln, die er berufen hatte, damit sie ihn in seinem Werk unterstützten, trug er ausdrücklich auf: «Ziehet auf keiner Heidenstraße und betretet keine Samaritaner­stadt, gehet aber vielmehr zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel» (Mat. 10, 5. 6).

Darin teilte er den Partikularismus gewisser Kreise des Volkes, die, bei dem harten Geschick der Nation und dem Triumph der Heiden, an dem Universalismus der alten Propheten nicht hatten festhalten können. Doch finden sich bei J. leise Ansätze zur Überwindung dieses Partikularismus (vgl. Mat. 15, 21‑28). Ganz im Sinne der heiligen Schriften und religiösen Überlieferung seines Volkes (vgl. Hillel, Akiba, Ben Asaj) empfand er die Gottes‑ und Menschenliebe als den Inbegriff der jüdischen Religion (Mat. 22, 34‑40; Mk. 12, 28‑34), an der er nichts ändern wollte (Mat. 5, 17‑19). Sah er auch in dem innerlich religiösen und im sittlichen Moment die eigent­liche Tendenz des jüdischen Gesetzes, so verwarf er doch den Opferkultus (Mat. 8, 1‑4) und das Gesetz Überhaupt keineswegs (Mat. 5, 17‑19), wie denn auch seine persönlichen jüdischen Anhänger und deren Nachkommen unverbrüchlich am jüdischen Ge­setz festgehalten haben. Wenn die Überlieferung hier zuverlässig ist, scheint J. eine allzu rigorose Auffassung des Gesetzes, die mit den Forderungen und zumal den sittlichen Forderungen des Lebens nicht im Einklang steht, abgelehnt zu haben (Mat. 12, 1‑14). Doch würde es sich hier nur immer um die Auffassung des Gesetzes, nicht um dieses selbst handeln. Dagegen betont Jesus das sittliche Gebot und steigert es manchmal über den Buchstaben des Gesetzes hinaus bis zu sei­ner, wie er meint, letzten wahren Tendenz. Dabei fehlt es, wie in ge­wissen Teilen der Bergpredigt, nicht an Über­steigerungen. Diese erklären sich aus dem hohen Ernst angesichts des mit der Nähe des Himmel­reiches bevorstehenden Gerichts und aus der Überzeugung, dass, je mehr jemand um des Himmelreiches willen dulde, er des letzteren und seiner höchsten Heilsgüter nur desto würdiger werde (Mat. 5, 10‑12).

Jesus fordert eine klare und volle Entscheidung für das Himmelreich; niemand könne Gott und dem Mammon zu­gleich dienen (Mat. 6, 19‑24). Von einem reichen Jüngling verlangt er, dass er, um voll­kommen zu sein und einen ganzen Schatz im Himmel zu haben, all seinen Besitz den Armen gebe und ihm folge (Mat. 19,16‑26). Jesus be­vorzugt die Armut; die Reichen würden schwerlich ins Himmelreich kommen. Er bevorzugt auch die Ehelosigkeit, lehrt die Scheu vor dem Eide und lebt mit seinen Anhängern in enger Gemeinschaft. Dies, seine Heilkuren, sein Ver­hältnis zu Johannes dem Täufer und anderes führt auf Einflüsse des Essäertums, wenn er sich auch nur dessen wesentliche Züge angeeignet hat. Übrigens hat Jesus nirgends das Gefühl, mit der Religion seines Volkes nicht im Einklang zu sein, wenn auch ihm, wie vielen Gleichgesinnten, eine rein äußerliche Auffassung des Gesetzes, wie man sie in manchen Kreisen antraf, widerstrebt hat. Die «Wehe», die Jesus über die Schriftgelehrten und Pharisäer aus­ gerufen haben soll (Mat. 23), sind schwerlich authentisch; das Bild ist arg verzeichnet und entspricht dem Wesen jener bloß äußerlich Frommen, jener Heuchler und Frömmler, die von den wahren Vertretern pharisäischen Geistes sehr verschieden sind und von diesen selbst als unwürdig und verächtlich angesehen werden.

Die religiöse Vorstellungswelt Jesu war ganz und gar jüdisch, u. zw. jüdisch gemäß den Anschauungen seiner Zeit. Dies gilt auch hin­sichtlich seiner Vorstellung von Dämonen, die sich unter Einflüssen von außen, vor allem in den unteren Schichten des jüdischen Volkes, und hier wieder besonders in Galiläa ausgebreitet hatte. So treibt denn Jesus auch Dämonen aus, d. h. er heilt auf nervösen Störungen beruhende Krankheiten (vgl. Medizin in Bibel und Talmud). Solche Heilungen erschienen den Anschauungen der Zeit gemäß als Wunder, und die Legende lässt Jesus noch viele andere und weit größere Wunder verrichten, die zum großen Teil den Erzählungen über die Propheten Elia und Elisa nach­gebildet sind. Die Austreibung der Dämonen und die Heilung von Krankheiten sah man als Anzeichen für das Nahen der messianischen Heilszeit an, in der mit der restlosen Aufrichtung des Reiches Gottes alle Übel der jetzt der Herr­schaft der Dämonen verfallenen Welt geschwun­den sein werden (Luk. 7, 18‑23; vgl. Maf. 9, 37‑10,8).

Auch seine Lehrweise war jüdisch und bewegte sich in den damals und z. T. noch heute üblichen Formen. Er prägte Sprüche, die in der überlieferten Form vielfach zu einem größeren Ganzen verbunden erscheinen. Viele der ihm zugeschriebenen Aussprüche stellen aller­dings nicht nur dem Inhalt, sondern auch der Form nach allgemeines religiös‑jüdisches Kulturgut dar (S. Bergpredigt und Vaterunser). Daneben wandte er ausgiebig das in Israel von alters her gepflegte, damals und in talmudisch‑midraschi­scher Zeit besonders und bei den Ostjuden noch bis heute sehr beliebte Gleichnis an. Das Reich Gottes, das er verkündete, war im Einklang mit der jüdischen Anschauung nicht nur ein äußeres, das von Druck, Not und Elend befreien und Israel erhöhen, sondern auch ein inneres, das die moralische Herrschaft Gottes über die Welt begründen sollte. Dem Vater im Himmel gehörte jede Regung seines Herzens und sein ganzes Wirken. Wenn Jesus sich selbst bereits in besonderem Sinne Gottes Sohn genannt haben sollte, so mochte sich darin schon sein messianisches Bewusstsein ausdrücken (vgl. Ps. 2, 7 und 89, 27‑30, außerdem Henoch 105, 2, dessen Echtheit allerdings bestritten ist), das für seine spätere Zeit gewiss ist. Seine Jünger, der Tradition nach Petrus, haben ihn in dem in ihm auf­dämmernden Glauben an seine Messianität be­stärkt (Luk. 7, 18‑23; Mat. 11, 2‑6 und 16, 13‑20). Mit diesem Glauben ging er seinem tragischen Lebensschicksal entgegen, als er den Schauplatz seiner Tätigkeit nach Jerusalem verlegte. In Galiläa war er noch einigermaßen un­behelligt geblieben, zumal die Zahl seiner An­hänger nur gering war und sein Auftreten dort nicht allzu sehr auffiel. In Jerusalem dagegen musste man auf ihn aufmerksam werden, dort musste sich sein trauriges Geschick erfüllen. Was von seinem Einzug in Jerusalem, seinem Auftreten dort, seiner Gefangennahme und Kreu­zigung berichtet wird, ist nicht nur legendär und widerspruchsvoll, sondern es offenbart auch eine unverkennbar feindselig gegen das jüdische Volk gerichtete Tendenz, in der sich das Verhältnis des späteren, bereits in die Heidenwelt erfolgreich hinausgetretenen Christentums zum Judentum widerspiegelt. Außerchristliche geschichtliche Zeugnisse über Jesus fehlen gänzlich. Der ganze Vorgang fand tatsächlich überhaupt wenig Be­achtung. Der jüdische Geschichtssehreiber Flavius Josephus und Philo, der große Zeitgenosse Jesu, wissen nichts von ihm zu melden, selbst Josephus nicht, der sonst auch über geringfügige Ereignisse der Zeit berichtet. (Die Stelle in Josephus Ant. XVIII, 3, 3 ist offensichtlich und zugestandenermaßen eine spätere Fälschung (vgl. die Novelle von Anatole France: Der Statt­halter von Judäa).

Die Erzählungen über das Leben Jesu, die sich zerstreut im Talmud und zusammenhängend im «Toldot Jeschu» fin­den, haben, wie die aus heidnischen und christlich‑ketzerischen Kreisen, keine historische, son­dern nur polemische Bedeutung. Nach dem Bericht der Evangelien scheint es, dass Jesus von dem jüdischen Gericht, weil er der Sohn Gottes zu sein behauptete, als Gotteslästerer nach dem jüdischen Ge­setz für des Todes schuldig befunden worden sei. Für die Römer, in deren Hand allein die Bestätigung und Vollstreckung des Todesurteils lag, war Jesus als angeblicher Messias und König der Jesus ein Staatsverbrecher und wurde als solcher ans Kreuz geschlagen, aus den gleichen Gründen also, aus denen Johannes der Täufer von dem römischen Vasallenfürsten Herodes hingerichtet, oder der Prophet Mani (3. Jhdt. n.), dessen Bot­schaft an die Lehre Jesu, anknüpfte, von der Obrigkeit gekreuzigt worden ist. Der römische Landpfleger Pontius Pilatus, unter dem dies geschah, ist geschichtlich als grausam, rück­sichtslos und unbeugsam bekannt; seine «Räu­bereien und Metzeleien» und seine «unzähligen gesetzwidrigen Hinrichtungen» werden von einem zeitgenössischen Geschichtsschreiber ge­schildert. Er hat einige Jahre nach Jesu Kreu­zigung auch einen Propheten samt seinen An­hängern in Samaria hinrichten lassen, wurde deshalb abberufen und in Rom wegen Missbrauchs der Amtsgewalt unter Anklage gestellt. Damit ist völlig unvereinbar, dass er sich, wie die Evangelien es darstellen, schützend vor Jesus gestellt habe, der der Messias der Juden sein wollte.

Über das Kreuz sollen die Römer die Inschrift gesetzt haben: J. N. R. J. ( = Jesus Nazarenus Rex Judaeorum). Er wurde dem­nach als «König», nicht als «Gotteslästerer“ verurteilt. Die zwei ältesten Evangelien (Mark. 15, 26; Matth. 27, 37) bezeichnen die Pilatus­inschrift am Kreuz (bei den zahlreichen Kreuzi­gungen im Römischen Reich wurde in der Regel ein Extrakt des Todesurteils, decretum quo damnatus erat, eine Art Urteilsbegründung, am Kreuz angeschlagen) noch richtig als die In­schrift, die Jesu, «Schuld» angab. Wäh­rend Tacitus (Annales XV, 44) noch angibt, dass Jesus «per» (durch) Pontius Pilatus hinge­richtet worden sei, heißt es später in dem sym­bolischen Glaubensbekenntnis (Symbolum apo­stolicum), nachdem sich das Christentum im Römischen Reich ausgebreitet hatte und man es als anstößig empfand, dass die Römer Jesus ge­kreuzigt hatten, dass Jesus «sub» (unter) P. P. ge­kreuzigt worden sei (vgl. auch Art. J. N. R. J. Außer «Christus» (Messias) und» Sohn Gottes» wird J. in den Evangelien auch «Sohn Davids» ge­nannt, weil er als Messias ein Abkömmling Davids sein musste. In Mat. 1, 1‑7 und Luk. 3, 23‑38 werden zwei allerdings sehr verschiedene Stammbäume, die die davidische Abstammung Jesu er­weisen sollen, angeführt; ihre Künstlichkeit er­weist Mat. 1, 17.

Die Bezeichnung «Sohn des Menschen» geht auf Dan. 7, 13 zurück, woselbst darunter zwar, wie in Ps. 2, 7 und 12 unter dem «Sohne Gottes», das Volk Israel zu verstehen ist; aber auch diese Bezeichnung wurde auf den Messias bezogen. Von mancher Seite wird die Geschichtlichkeit der Person Jesu, be­stritten. In der Tat bereitet der Umstand, dass Jesus von keinem zeitgenössischen, profanen Schrift­steller bezeugt ist, und andererseits die durch und durch legendäre, widerspruchsvolle, von Unwahrscheinlichkeiten, Rätselhaftigkeiten und mythischen Elementen erfüllte Darstellung der Evangelien für eine Lebensbeschreibung, ja selbst nur für ein mit einiger Sicherheit zu zeich­nendes Charakterbild Jesu kaum überwindliche Schwierigkeiten. Nach Kalthoff ist Jesus Christus kein historisches Individuum, sondern die per­sonifizierte Idee, das transzendente Prinzip der Kirche, nach Drews und Lublinski ein ur­sprünglicher, später historisierter Mysteriengott. Indessen will es auf die  sein Wege nicht gelingen, die Entstehung und die Anfänge des Christen­tums in befriedigender Weise zu erklären und zur Darstellung zu bringen, auch wenn, wie dies bei Lublinski der Fall ist, endlos Hypothesen auf Hypothesen gehäuft werden. Als richtiger will es, angesichts der äußerst schwierigen Situa­tion, noch immer erscheinen, die Geschichtlich­keit eines sich schließlich für den Messias halten, den Jesus anzunehmen, und, gestützt auf eine besonnene Evangelienkritik, den Versuch zu machen, ein Bild von ihm zu zeichnen. Wenn man aber nicht von dem Prediger des messiani­schen Reiches Jesu ausgeht, sondern unter­nimmt, ihn zwar als einen Menschen, aber als eine alles Menschliche überragende, das Gött­liche in höchster Vollkommenheit in sich darstellende Persönlichkeit zu zeichnen, so muss dieser Versuch, von anderem abgesehen, nicht nur an der psychologischen Unwahrscheinlichkeit, son­dern von vornherein an den höchst unsicheren Grundlagen scheitern.

Einige antisemitische Schriftsteller und Ge­lehrte haben die These aufgestellt, dass Jesus kein Jude, sondern ein Arier gewesen sei, so Theod. Fritsch, Friedr. Delitzsch u.a. Von der ernsten wissenschaftlichen Forschung ist diese These abgelehnt worden.

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